Mit Sicherheit kennen einige von euch das Fünf-Phasen-Modell der Trauer nach Elisabeth Kübler-Ross (oder nochmal hier nachlesen: https://www.herder.de/leben/lebensberatung-und-psychologie/trauer-verarbeiten/trauerphasen/ ). Ein ähnliches Modell haben Hurst/Shepard entwickelt, in diesem Modell beschreiben sie, wie Menschen mit Traumata umgehen. Das scheint für diverse Traumata (Liebeskummer, Verlust des Arbeitsplatzes, Verlust eines Angehörigen usw.) ziemlich ähnlich zu sein. Dazu gibt es auch eine sehr schöne Abbildung:
Wir sind gerade dabei, dieses Modell aufs Bauen zu übertragen. Denn wir haben das dumpfe Gefühl, dass die emotionalen Stimmungen, durch die man beim Bauen geht, ebenso einer Achterbahnfahrt gleichen. Um es vorab zu sagen: Der Wunsch nach mehr Ruhe und Entspannung nach der (fast) Fertigstellung des Kellers hat sich nicht erfüllt und er erscheint aus heutiger Sicht fast schon etwas naiv… Gerade sind wir ungefähr bei Punkt 4c der Gefühlsachterbahnfahrt angelangt: Wut. (-: Nein, es ist nicht ganz so schlimm. Aber was wir auf jeden Fall sagen können, ist, dass jedes gelöste Problem von weiteren drei ungelösten Problemen gefolgt wird und dass jeder vermeintliche Zustand der Überwindung eigentlich nur der täuschende Vorbote einer neuen Herausforderung ist.
Die Verfüllung des Arbeitsraums geht langsamer voran als gedacht. Nachdem die Erdbauer statt wie geplant am Montag erst am Mittwoch damit anfangen konnten, machte das Wetter und andere Baustellen unserer Planung ein bisschen einen Strich durch die Rechnung. Während wir gehofft hatten, dass bis zum Wochenende der gesamte hintere Kellerteil verfüllt sein würde, sind wir nun erst bei der Hälfte.
Für Montag haben uns die Erdbauer Hoffnung gemacht, dass sie die gesamte Rückseite verfüllt haben könnten.
Leider regnet es im Moment ziemlich, was man beim folgenden Foto gar nicht richtig glauben kann.
Denn obwohl der Himmel aus der Entfernung schön hell aussah, kam bei uns Wasser runter. Wasser und Erdarbeiten verstehen sich leider nicht sonderlich gut. Der nasse Boden und das nasse Erdmaterial lassen sich schlecht verarbeiten, vor allem das Verdichten ist dann mühsam oder auch gar nicht möglich, weil der Rüttler grad wegrutscht.
Was uns allerdings im Moment an Punkt 4c (Wut; siehe Abbildung oben) kommen lässt, hat mit äußeren Umständen zu tun, die mit unseren Nachbarn zusammenhängen, welche ihr höherliegendes Grundstück und auch unser Grundstück vor einigen Jahren in einer weniger durchdachten Art und Weise aufgeschüttet haben, um es mal diplomatisch auszudrücken. Wir wollen jetzt nicht im Detail darauf eingehen – das werden wir machen, wenn wir verschiedene damit verbundene Herausforderungen überwunden haben. Aber sagen wir mal so: Fragen nach der rechtzeitigen Dämmung erscheinen dagegen eher marginal.
Um etwas Anspannung durch körperliche Arbeit abzubauen, haben wir die Souterrain-Wohnung fleißig gefegt und Wasser aus der Wohnung rausgeschoben. Dadurch, dass die Treppe noch fehlt und die Fenster nicht eingebaut sind, regnet es aktuell in den Keller hinein.
Also haben wir das Wasser mit dem Besen aus den Räumen zum Außengelände befördert, was nicht nur Spaß macht, sondern auch den Boden etwas reinigt.
Zudem gibt es uns das Gefühl, dass wir etwas schaffen, was ungemein befriedigend ist.
Nächste Woche soll nun nach der vollständigen Verfüllung des hinteren Arbeitstraums der Hang dahinter mit großen L-Steinen abgesichert werden. Dazu haben wir ein interessantes Video gefunden, um mal zu verstehen, wie diese Steine gesetzt werden. Wer das sehen will, kann das folgende Video anschauen:
Unser Erdbauer erklärte uns, wie er mit den Arbeiten vorgehen würde und wir haben wieder etwas gelernt: Abschnittsweise wird der Hang etwas abgegraben und dann werden die Steine gesetzt und befestigt.
Neben der Geduld, die man beim Bauen üben kann, kann man folglich auch üben, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich trotz gewisser Sorgen und Bedenken dennoch am Leben zu erfreuen. Ihr seht, Bauen hilft, allgemeine sogenannte „soft skills“ weiterzuentwickeln. Wir werden sehen, ob wir nun von 4c zu 4d oder direkt zu Punkt 5 springen werden, wenn es am Montag weitergeht. Bis auf Weiteres wird es dann aber wieder auf 7b rauslaufen und in einem sysyphusartigen Kreislauf werden wir uns in den nächsten Monaten wohl immer wieder zwischen Hoffnung, Sorge, Wut und Problemlösung befinden. Was soll’s. Irgendwann kommt 7a. Dann wohnen wir in unserem Haus, schauen die alten Fotos der Bauphase an und freuen uns, dass wir es bis hier hin geschafft haben und genießen vor allem das Haus und alles drumrum. Ihr seht, Punkt 5 kündigt sich schon hoffnungsvoll an…
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